Positiv denken lernen und Ängsten keinen Raum lassen – Ein lebenslanger Prozess?

Heute möchte ich mich einem sehr persönlichen Thema widmen, das für viele Menschen sicherlich ein Tabu ist. Sich öffentlich Ängste eingestehen zu können und zuzugeben, dass man ziemlich oft ein Pessimist ist, ist für die meisten wahrscheinlich undenkbar. Viel zu gerne zeigen wir unseren Mitmenschen doch lieber, wie gut es uns geht, wie glücklich wir sind und was wir schon alles erreicht haben. Man möchte ja schließlich nicht „schlechter“, „ärmer“ oder „deprimierter“ dastehen als alle anderen. Viel zu oft ist unser Lächeln aber einfach nur aufgesetzt, unsere Freude ist dank negativer Gedanken getrübt und unsere Euphorie sowieso nur gespielt. Diese perfekt gewahrte Fassade lässt bei den meisten Menschen jedoch nicht ansatzweise erahnen, was sich eigentlich dahinter verbirgt und das sind oftmals Unsicherheiten und Ängste.

Hallo liebe Leserin, hallo lieber Leser… Ja, auch ich habe Ängste. Viele sogar. Ist das jetzt sowas wie ein Outing? Mag sein, auf jeden Fall ist es die Wahrheit. Die verschiedensten Ängste bestimmen oftmals mein Denken, meinen Alltag, mein Leben. Damit meine ich nicht „Höhenangst“ oder „Angst vor Spinnen“, sondern Ängste, die sich irgendwie mehr auf mich beziehen. Ich spreche von Versagensängsten, Existenzängsten, Verlustängsten… und dann gibt es da noch etwas, was irgendwie dazwischen liegt… man könnte es als „Schutzmauer“ bezeichnen.

Jaja ich weiß, hundertmal, tausendmal ließt man es überall. Zu oft enttäuscht, zu oft betrogen, zu viele Lügen, zu wenig Ernsthaftigkeit. Aber ja, so ist es eben. Mir wurde mein Herz einige Mal gebrochen, mit Füßen getreten und immer nochmal nachgetreten. Man verliert recht schnell das Vertrauen in Menschen, auch wenn man lieben will, so ist da doch dieser Gedanke im Kopf, irgendwo in der hintersten Ecke, hinten links neben der „Eigentlich-will-ich-ja-vertrauen-können“-Gedankenschublade. Und dieser winzige Gedanke macht sich ganz schön breit da oben im Kopf und macht es mir, und sicherlich auch vielen anderen, ganz schön schwer. Letztendlich ist es ja auch irgendwie gut, dass er da ist, also versteht mich nicht falsch, ich WILL vertrauen können, aber immerhin schützt er mich davor, dass ich blindlings in eine nächste Katastrophe renne. Misstrauen ist immer bis zu dem Punkt gut, bis man den Absprung schafft und nicht anfängt, alte Vorfälle auf neue Beziehungen zu beziehen. Man muss auch irgendwann mal abschließen können und Erlebnisse ruhen lassen. Aber wie gesagt, dieser winzige Gedanke kann ganz schön hartnäckig sein und verdammt viel Platz einnehmen, wenn man es zulässt.

Vielleicht habe ich auch manchmal Angst vor der Angst. Ist das verständlich? Ich liebe es, die Kontrolle über mein Leben zu haben. Alles ist geregelt, alles ist ganz eindeutig durchschaubar und alles ist ohne Ecken und Kanten. Klar, ganz schön langweilig irgendwie, aber eben auch ganz schön sicher. Wenn Plan A schiefgeht, habe ich natürlich schon Plan B und C parat, aber hey, nur für den Fall der Fälle versteht sich. Es gibt aber eben auch Dinge, die kann man nicht planen, nicht vorhersehen und nicht in die Bahnen lenken, die man gerne hätte. Und dann ist da diese Angst. Die Angst vor der Angst. Hätte. Könnte. Würde. Müsste. Bla bla. Immer dieser furchtbare Konjunktiv! Ist das Gedankenkarussell erst einmal ins Rollen gekommen, gibt’s meistens kein Halten mehr. Die wildesten Hirngespinste beginnen sich zu formen und je mehr man sich darin verstrickt, desto absurder werden sie meistens. Aber eines haben sie gemeinsam, sie machen uns Angst. Deswegen versuche ich oft, mir den schlimmstmöglichen Fall auszumalen. Hilft zwar nicht immer, aber meistens. Hey, wenn man sich mit dem altbekannten „Worst Case“ angefreundet hat, kann es doch eh nicht schlimmer kommen oder? Jaja, ich rede mir das ganze Problem wieder schön, ich weiß.

Es ist ein Prozess, ein verdammt langer Weg, um diesen negativen Gedanken und Hirngespinsten keinen allzu großen Raum mehr zu lassen. Vom 30 Quadratmeter Wohnzimmer in die 2 Quadratmeter Abstellkammer… oder so ähnlich zumindest. Kämpfen, kämpfen, kämpfen. Das kann ich, ja, davon bin ich überzeugt, aber trotzdem werfen mich meine eigenen Gedanken immer wieder einen Schritt zurück. Wäre ja auch zu schön, wenn alles immer rund läuft. Manchmal zwinge ich mich dazu, meine negativen Gedanken auf eine imaginäre Wolke zu setzen und in meinem Kopf dabei zuzusehen, wie die Gedanken auf der Wolke davonfliegen. Eine Lösung ist das aber auch nicht.

Vielleicht habt ihr ja auch schonmal darüber nachgedacht, wie schön es wäre, wenn man einfach mal ein paar Minuten Stunden „gedankenfrei“ sein könnte. Quasi wie beim Schlafen… ohne Träume natürlich. Ich habe oft das Gefühl, dass ich rastlos bin und auch nicht wirklich weiß, was eigentlich das „Ziel“ ist, auf welches ich hinarbeiten möchte, sollte, müsste. Ich glaube, wenn ich nur mal kurz „gedankenfrei“ sein könnte, würde ich viel viel schneller zu einem klaren Entschluss kommen, als jetzt, wo mich das Gedankenkarussell fest im Griff hat. Ähnlich ist es mit Ängsten… Ängste, die einen belagern und ihren Besuch nicht ankündigen. Meistens fallen sie über uns her, wenn wir sie am Wenigsten gebrauchen können. Und in diesen Momenten muss man trotzdem versuchen den Überblick zu bewahren. Zumindest sollte man lernen, genau DAS tun zu können. Aber da ist er wieder… der lebenslange Prozess. Ich muss mich wohl noch viel häufiger dazu zwingen, diesem Prozess eine Chance zu geben und ihn zuzulassen…

Habt ihr Ängste? Und was sind Eure Gedanken zum „positiven und negativen Denken“?