Lange habe ich mich vor diesem Post gedrückt, weil ich nicht wusste, wie ich richtig anfangen soll. Das Thema ist intim und sehr persönlich, aber doch betrifft es doch so gut wie jede Frau (und auch jeden Mann): Verhütung. Mehr als 10 lange Jahre habe ich hormonell mit der Antibabypille verhütet und war auch eigentlich immer ganz zufrieden damit. Als Teenager macht man sich ja meistens eh nicht so viele Gedanken darüber, ob die kleine Tablette, die man da ja jeden Tag schluckt, auch noch irgendwelche anderen Begleiterscheinungen mit sich bringt, als für den gewünschten Empfängnisschutz zu sorgen. Dieser Blogbeitrag soll die Einnahme der Pille in keinster Weise kritisieren, schlecht reden oder sonstiges. Ich möchte einfach nur meine Erfahrungen mit euch teilen, weil mich schon einige Mädels gefragt haben, ob ich nicht mal einen Artikel über dieses Thema schreiben könnte. Außerdem möchte ich euch Vorteile und Nachteile der Einnahme aufzeigen, alternative (hormonfreie) Verhütungsmethoden vorstellen und euch natürlich auch verraten, wie es mir ohne die Pille geht.
Ausgangssituation: Mein „Ich“ während der Einnahme
Es klingt paradox, aber ich „kannte“ mich irgendwie gar nicht ohne Pille. Meine erste Periode habe ich mit 11 Jahren bekommen und die Pille nehme ich, seitdem ich 14 Jahre alt bin. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr an meine „normale“ Regel und die natürlichen Schmerzen und Wehwehchen erinnern, die die Menstruation mit sich bringt. Die Pille wurde mir damals verschrieben, weil ich so starke Unterleibsschmerzen hatte und mein Zyklus nicht wirklich regelmäßig war. Damals habe ich natürlich nicht viel hinterfragt, sondern mich auf meinen Arzt verlassen. Damit ging es mir auch 10 Jahre lang sehr gut und ich habe mich relativ wohl gefühlt. Ganz nebenbei: Ich habe auch heute noch den selben Arzt wie vor 10 Jahren und gebe sehr viel auf seine kompetente Meinung. Er hat meinen Entschluss vollkommen nachvollziehen können und wollte mich in keinster Weise vom Gegenteil überzeugen oder mich gar wieder zur Einnahme der Pille überreden. Ich denke, dass es wirklich wahnsinnig wichtig ist, den richtigen Frauenarzt zu finden und sich gut aufgehoben zu fühlen.
Warum ich die Pille abgesetzt habe
Vor einigen Monaten hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, die Pille abzusetzen. Irgendwie hat mir mein Körper gesagt, dass er die Pille nicht mehr nehmen möchte. Erklärt mich für verrückt, aber ich habe meine Abneigung dagegen tagtäglich mehr gespürt. Ich las also einige Artikel Im Internet, die sich mit dem Thema beschäftigt hatten und wagte letztendlich den Schritt, die Pille nicht mehr weiterzunehmen. Was für ein komisches Gefühl! Irgendwie fühlte es sich schon fast verboten an, abends einfach schlafen zu gehen, ohne die kleine rosafarbene Tablette zu schlucken. Wie eine „Beziehung“, die nach über 10 Jahren ein Ende gefunden hat. Die Gewohnheit war natürlich noch da und ich ertappte mich auch noch einige Tage nach dem Absetzen dabei, wie mich ein beklemmendes Gefühl überkam, weil ich dachte, dass ich die Einnahme vergessen hätte. Einer der ausschlaggebendsten Punkte, warum ich die Pille abgesetzt habe, war aber auf jeden Fall mein massives Problem mit Wassereinlagerungen in den Beinen. Ich hatte ständig starke Schmerzen und meine Füße und Beine fühlten sich an wie Blei. Und was soll ich euch sagen? Als ich die Pille dann letztendlich abgesetzt habe, verschwanden die Schmerzen in Windeseile und ich verlor erstmal ordentlich eingelagertes Wasser, was sich dementsprechend auch auf der Waage niederschlug.
Neue Situation: Mein „Ich“ einige Monate OHNE Pille
Ich fühle mich tatsächlich „anders“, viel ausgeglichener und entspannter. Mir kommt es so vor, als wenn ich ein ganz anderes Körperbewusstsein entwickelt habe und mich selbst ganz anders wahrnehme. Natürlich hat das Absetzen der Pille auch einige negative Seiten, so verhalten sich meine Haare derzeit zum Beispiel ziemlich zickig und machen was sie wollen. Und ja, auch meine Oberweite ist geschrumpft, aber auf der anderen Seite finde ich das weniger schlimm, da ich nicht mehr dieses Spannungsgefühl in den Brüsten habe, wie während der Pilleneinnahme. Ein weiterer positiver Effekt sind die schwindenden Wassereinlagerungen und die fehlenden Heißhungerattacken. Ich habe also nicht nur Gewicht in Form von eingelagertem Wasser verloren (Auf Wiedersehen schwere Beine!), sondern entdecke auch ein ganz anderes Essverhalten an mir. Ich habe zwar weniger Hunger, aber dafür verlangt mein Körper nun häufiger nach den „richtigen“ Sachen: viel Gemüse, Obst, gesunde Kohlenhydrate und nicht mehr wie früher nach Bergen von Schokolade, Chips und fettigem Essen.
Auch wenn ich nicht ganz unwissend bin, was die medizinischen Fakten der Pille betrifft (Liebe Grüße an mein Biologie-Studium … du hast mir dann doch mal was genützt), bin ich natürlich keine Wissenschaftlerin, die intensiv auf diesem Gebiet forscht oder gar eine Ärztin mit einer gynäkologischen Praxis. Die nachfolgenden Vor- und Nachteile sowie Risiken in Bezug auf die Einnahme der Pille habe ich besten Gewissens recherchiert, kann aber natürlich nicht für die Richtigkeit garantieren. Bei Detailfragen und Unklarheiten müsst ihr bitte den Arzt eures Vertrauens kontaktieren.
Vorteile/Nachteile der Einnahme
Wie oben bereits erwähnt, möchte ich die Einnahme der Pille keinesfalls kritisieren, schlechtreden oder was auch immer. Es ist gut, dass es die Pille gibt, da sie vielen Frauen zum Beispiel hilft, die starken Schmerzen bei der Monatsblutung und auch die Blutungsstärke einzudämmen. Zudem bietet die Pille die Möglichkeit einer guten Zyklus-Kontrolle. Auch der hohe Sicherheitsfaktor von einem Pearl-Index von 0.1 bis 0.9 soll hier natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Somit bietet sie von allen Verhütungsmitteln den höchsten Schutz vor einer Schwangerschaft. Desweiteren kann sich die Einnahme der Pille positiv auf das Hautbild auswirken und Hautunreinheiten (z.B. pubertär bedingte Akne) deutlich reduzieren oder sogar „verschwinden“ lassen. Ich habe großes Glück, dass mein Zyklus auch ohne Pille sehr verlässlich ist und ich meine natürliche Menstruation sage und schreibe nur einen einzigen Tag habe. Die Schmerzen sind zwar deutlich stärker als unter der Pilleneinnahme und beginnen schon ein paar Tage vorher, lassen sich aber relativ gut aushalten. Mein Hautbild ist zum Glück genauso gut oder schlecht (wie man es nimmt! ;-D), als unter dem Einfluss hormoneller Verhütungsmittel. Einige Studien sollen übrigens herausgefunden haben, dass bestimmte Krebsarten, wie Eierstockkrebs und Gebärmutterschleimhautkrebs, unter der Pilleneinnahme seltener auftreten.
Ein Nachteil der Pille ist natürlich, dass sie anders als zum Beispiel ein Kondom, nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen schützt. Einige Frauen klagen zudem über Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Gewichtszunahme (u.a. durch Wassereinlagerungen und gesteigerten Appetit), einen Verlust der Libido, gelegentliche Zwischenblutungen oder auch die von mir ebenfalls beschriebenen Spannungsgefühle in den Brüsten. Außerdem muss die Pille täglich und bestenfalls zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Wird die Einnahme vergessen, liegt eine Magen-Darm-Erkrankung vor oder werden Medikamente eingenommen, die die Wirkung der Pille herabsetzen können, ist der Verhütungsschutz nicht mehr gegeben und es sollte zusätzlich verhütet werden. Frauen, die ein Risiko auf Thrombosen oder Embolie aufweisen, sollten von der Pilleneinnahme absehen, da das in der Kombinationspille enthaltene Geschlechtshormon Östrogen Veränderungen auf den Blutdruck und die Blutgerinnung bewirken kann.
Vorteile und Nachteile Im Überblick:
Pro Pille:
- Gute Zyklus-Kontrolle
- Einnahme hilft häufig starke Menstruationsbeschwerden und die Blutungsstärke zu lindern
- hoher Sicherheitsfaktor von einem Pearl-Index von 0.1 bis 0.9
- Einnahme kann sich positiv auf das Hautbild auswirken
- Laut einiger Studien besteht durch die Einnahme ein geringeres Risiko an Eierstock- und Gebärmutterschleimhautkrebs zu erkranken
Contra Pille:
- schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen
- Nebenwirkungen, wie z.B. Übelkeit, Gewichtszunahme und Zwischenblutungen
- Tägliche, korrekte Einnahme ist obligatorisch
- bei Durchfall und Erbrechen, sowie bei der Einnahme von bestimmten Medikamenten, ist der Schutz nicht mehr unbedingt gegeben
- Risiko auf Thrombosen oder Embolie ist erhöht
Tja, jetzt habe ich Euch so viel Input zur Pille geliefert, Vorteile und Nachteile aufgezählt und euch geschildert, warum ich mich ohne besser fühle, aber habe noch keine alternativen Verhütungsmethoden genannt. Klar, als erstes denkt man wahrscheinlich an das gute alte Kondom oder die Kupferspirale, aber gibt es da nicht noch mehr (hormonfreie) Möglichkeiten? Na klar! Denkt beim Lesen dran: je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer ist die Verhütungsmethode. Die Angaben zum Pearl-Index habe ich hierher bezogen.
Hormonfreie Verhütungsmethoden
- Das Kondom: schützt vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Pearl-Index: 2-12.
- Chemische Spermizide: allein nicht zur Verhütung geeignet. Kombination z.B. mit Kondom empfohlen. Pearl-Index: 3-21.
- Das Femidom: „Kondom für die Frau“; schützt vor einigen sexuell übertragbaren Krankheiten. Anwendung wird in Verbindung mit Spermizid empfohlen. Pearl-Index: 5-25.
- Die Kupferspirale: wird in die Gebärmutter eingeführt und verbleibt dort einige Monate. Pearl-Index: 0,3-0,8.
- Das Diaphragma: elastische Latex- oder Silikonkappe, die auf den Muttermund gestülpt wird; schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Anwendung wird in Verbindung mit Spermizid empfohlen. Pearl-Index: 1-20.
- Die Verhütungskappe: funktioniert ähnlich wie das Diaphragma, ist aber deutlich kleiner. Pearl-Index: 6.
- Die NFP Methode (symptothermale Methode): kombiniert die „Temperaturmethode“ und die „Zervixschleimmethode“; man trägt jeden Tag wichtige Körpersymptome in eine Zykluskurve ein und kann somit die fruchtbaren Tage ermitteln, an denen dann (bei nicht vorhandenem Kinderwunsch) zusätzlich z.B. mit Kondom verhütet wird. Pearl-Index: 0,3.
- Die Sterilisation: Durchtrennung der Samenleiter bzw. Abtrennung der Eileiter; ist bei Frauen meist schlechter rückgängig zu machen als bei Männern. Pearl-Index bei Sterilisation des Mannes: 0,1 und bei Sterilisation der Frau: 0,2-0,3
- Verhütungscomputer: ist sehr einfach in der Anwendung, aber der Pearl-Index schwankt von Gerät zu Gerät. Pearl-Index: 0,6-6.
Fazit: Pille ja/nein oder was denn nun?
Wer nun mit dem Gedanken spielt, die Pille abzusetzen, sollte sich das wirklich ausreichend überlegen. Für euren Körper bedeutet es enormen Stress, wenn ihr „nur mal schauen“ wollt, ob ihr euch ohne Pille besser fühlt. Wenn ihr die Pille absetzt, sollte es sich hierbei um eine längerfristige Entscheidung handeln. Sprecht also am besten noch einmal in Ruhe mit dem Arzt eures Vertrauens, wägt alle Vor- und Nachteile ab und trefft dann eine Entscheidung, die für euch die Beste ist. Ich für meinen Teil, habe mich dazu entschlossen, meinen weiteren Lebensweg erstmal ohne eine hormonelle Verhütungsmethode zu bestreiten. Seitdem ich die Pille abgesetzt habe, geht es mir sehr viel besser und ich bin endlich mit meinem Körper und mir im Reinen. Dies ist natürlich nur meine eigene Meinung und ich kann euch, wie gesagt, keinen fachärztlichen Rat zu dieser Thematik geben.